Nutztierhaltung


Nutztierhaltung: Masse, Öko oder am besten gar nicht




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Die Landwirtschaft ist eng mit der Nutztierhaltung verbunden. Der Mensch hält Tiere zum einen, um Nahrungsmittel wie Fleisch, Eier und Milch zu erzeugen. Doch auch andere Produkte wie Wolle, Felle und Häute werden dabei gewonnen. Die meisten denken bei Nutztieren zuerst an Rinder, Schweine, Hühner und Schafe. Dabei gibt es weltweit rund 20 Säugetierarten und zehn Vogelarten, die in die Kategorie Nutztiere fallen. Hinzu kommen Bienen, Fische, Krustentiere, Muscheln und Schnecken. Für viele Tierschützer ist die Haltung von Tieren zu ökonomischen Zwecken ein Tabu. Im Lexikon von Vegan Strom erfährst Du mehr darüber.

Nutztierhaltung ohne Rücksicht und Moral war lange Zeit Usus

Bereits vor rund 10.000 Jahren begann der Mensch im Zuge der Siedlungsentwicklung und Sesshaftwerdung verschiedene Tierarten einzufangen, zu zähmen und zu züchten. Wolf, Wildschwein und Auerochse gelten als die ersten Nutztiere der Menschheitsgeschichte. Sie wurden als Jagdhelfer, Fleischlieferanten und Arbeitstiere eingesetzt. Die klassische Massentierhaltung, wie sie von Tierschützern heute angeprangert wird, begann erst in den 1920er Jahren. Spätestens ab da hatte die Industrialisierung auch die Landwirtschaft erfasst. Die Tierhaltung wurde spezifischer, also auf eine bestimmte Nutztierart ausgerichtet sowie wirtschaftlich effizienter. Immer mehr Tiere mussten zur Profitmaximierung auf immer kleinerem Raum zusammenleben. Von artgerechter Haltung konnte keine Rede sein – ganz im Gegenteil. Batteriehaltung bei Legehennen und Kaninchen, Anbindehaltung bei Rindern, Kastenstände mit Spaltenböden bei Schweinen und enge Ställe ohne Tageslicht für Masthühner und Puten sind leider bis heute noch viel zu oft gängige Haltungsweisen.

Bei der intensiven Nutztierhaltung wird auf das Tierwohl keine Rücksicht genommen. Die Tiere sind oft so stark in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, dass sie sich teilweise nicht einmal umdrehen können. Diese Enge führt nicht nur zu massivem Stress und Verhaltensstörungen, sondern auch zu schweren gesundheitlichen Folgen. Ihre natürlichen Rangordnungen können derart zusammengepferchte Tiere nicht mehr aufrechterhalten. Die Folge sind blutige Kämpfe bei Geflügel und Kannibalismus, zum Beispiel bei Schweinen, die sich gegenseitig die Ringelschwänze abbeißen. Auch Kühen werden oftmals die Hörner gestutzt, damit sie sich gegenseitig nicht verletzen. Um die Gefahr von Krankheiten kleinzuhalten, kommen in der Massentierhaltung flächendeckend Antibiotika zum Einsatz. Deren Rückstände finden sich natürlich auch im Fleisch wieder, das der Verbraucher später abgepackt im Supermarkt kauft. Überdies erfolgt durch Gentechnik eine Anreicherung von Futtermitteln für schnelleres Wachstum und mehr Milchproduktion. Kurzum: Tiere werden komplett ihrer Würde beraubt und fristen ein jämmerliches Dasein. Neben der Massentierhaltung von Säugetieren und Geflügel nahmen seit den 1970er Jahren auch Aquakulturen sprunghaft zu. Darunter versteht man die kontrollierte Aufzucht von Fischen, Krebsen und Muscheln, ebenfalls auf engem Raum – in speziellen Teichen und Becken. Auch das fällt unter Nutztierhaltung. Umstritten ist überdies die Bienenzucht. Hier greift der Mensch ebenfalls in die natürlichen Lebensräume von Tieren ein und macht sich die Honigproduktion der schwärmenden Insekten aufgrund von Profitgier zunutze. Künstliche Bienenstöcke und manipulatives Eingreifen in das Zusammenleben der Bienenvölker sind die Folge.

Ökologische Nutztierhaltung: viel besser, aber noch nicht das Optimum

Ausgelöst durch die Umweltbewegung der 1970er und 80er Jahre hat sich auch in Bezug auf die Nutztierhaltung einiges geändert. Die ökologische Landwirtschaft konnte sich seither immer mehr durchsetzen und die Massentierhaltung ein stückweit verdrängen. Waren Bio-Bauernhöfe anfangs noch exotisch, sind sie heutzutage fast schon flächendeckend zu finden. Bei der ökologischen Tierhaltung geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen dem Tierwohl und dem wirtschaftlichen Nutzen für den Landwirt zu schaffen. Im Mittelpunkt steht die artgerechte Haltung der Tiere. Wie diese auszusehen hat, ist EU-weit in bestimmten Richtlinien festgelegt. Zur ökologischen Nutztierhaltung zählen folgende Punkte:

  • Tiere brauchen ausreichend Platz im Stall, Tageslicht, frische Luft und einen Auslauf vor dem Stall.

  • Im Stall müssen getrennte Lebensbereiche zum Fressen, Schlafen und Koten/Urinieren vorhanden sein.

  • Bestimmte Tierarten, etwa Kühe, benötigen eine Weidefläche zum Grasen.

  • Tiere dürfen nicht einzeln gehalten werden, sondern brauchen Kontakt zu Artgenossen.

  • Das Futter muss natürlichen Anforderungen entsprechen.

Besonders strenge Tierschützer kritisieren jedoch auch die ökologische Nutztierhaltung. Sie argumentieren, dass die Tiere ja trotzdem noch zur Fleisch-, Milch- und Eiergewinnung gehalten werden. Auch wenn sie ein gutes Leben haben, bleibt ihnen die Freiheit verwehrt und sie werden im schlimmsten Fall geschlachtet. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Umweltbelastung durch den hohen CO2- und Methanausstoß von Tiergülle. Dieser sorgt für einen unnatürlichen Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und trägt damit zur Erderwärmung und dem Klimawandel bei. Diesem Dilemma ist nur durch ein ganzheitliches Umdenken und einen Verzicht auf Tierprodukte beizukommen.

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