Qualzucht


Überzüchtung bei Nutztieren und Haustieren




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Viele Haustierrassen werden heute aus rein ästhetischen Gründen nach den Wünschen des Menschen gezüchtet. Oftmals hat diese unnatürliche Form der Zucht Schmerzen und großes Leid für die Tiere zur Folge. Eines der wohl bekanntesten Beispiele für Qualzuchten an Haustieren ist der Mops, der als niedliches Accessoire verstanden und heute überwiegend mit stark verkürztem Kopf gezüchtet wird. Viele Möpse leiden deswegen unter unüberhörbarer Atemnot. Neben Haustieren sind auch Nutztiere von Qualzucht betroffen. Im Lexikon von Vegan Strom erfährst Du alles Wissenswerte zum Thema Qualzuchten.

Unklare gesetzliche Situation in Deutschland

Qualzucht ist heute in Deutschland gesetzlich durch den Paragraphen 11b des Tierschutzgesetzes (TierSchG) verboten. Der Paragraph untersagt,

Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern [. . .], dass als Folge der Zucht oder Veränderung

  1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder

  2. bei den Nachkommen

  3. mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,

  4. jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder

  5. die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

Trotz dieses gesetzlichen Verbots werden weiterhin Rassen gezüchtet, die durch die Züchtung bestimmter Merkmale Qualen ausgesetzt sind. Dies ist einerseits mit der Ungenauigkeit des Paragraphen 11b zu erklären, der keine Angaben zu verbotenen Zuchtmerkmalen macht. Zudem gehören einige Eigenschaften sogar zum Zuchtziel einer Rasse. Hunderassen wie der Australian Shepherd sind beispielsweise wegen ihres marmorierten Fells beliebt. Jedoch ist diese Marmorierung nichts anderes als ein Gendefekt. Daher fällt die Paarung von zwei Hunden mit dem sogenannten Merle-Faktor in Deutschland unter Qualzucht, da der Gendefekt auch zu schwersten Missbildungen, etwa verminderter Sehkraft oder gänzlicher Blind- und Taubheit, führen kann.

Nutztierrassen fast gänzlich ohne Schutz vor Qualzucht und Überzüchtung

Im Gegensatz zu Haustieren ist der Schutz von Nutztieren vor Qualzucht nicht im Paragraph 11b des Tierschutzgesetzes gewährleistet. Ein umfassender gesetzlicher Schutz von Nutztieren fehlt in Deutschland also bis heute. So werden noch immer bestimmte Merkmale von Kühen, Schweinen und Geflügel überzüchtet, um den Ertrag tierischer landwirtschaftlicher Produkte zu steigern. Landwirte lassen Kühe mehrmals im Jahr künstlich befruchten, um der stetig hohen Nachfrage an Kuhmilch gerecht zu werden. Durch das permanente Melken entwickeln viele der Kühe übergroße Euter. In der Folge können sich die Tiere kaum noch bewegen. Auch sind sie anfälliger für Infektionen und schmerzhafte Wunden. Viele der Kühe kommen wegen Erkrankungen des Euters vorzeitig zum Schlachter.

Doch auch bei Kuhrassen, die eigens für die Fleischproduktion gezüchtet werden, gibt es Qualzucht. Hier ist vor allem die Rasse „Weißblaue Belgier“ betroffen. Individuen können eine Mutation besitzen, bei der das Muskelwachstums-Hemmungs-Protein Myostatin nicht richtig funktioniert. Sie setzen daher extrem viel Muskelfleisch und wenig Fett an. Sie werden daher oftmals auch als „Bodybuilder-Kühe“ bezeichnet. Die Folgen der Zucht können die Weißblauen Belgier bereits vom ersten Lebenstag an spüren: Viele Kälber sind bei der Geburt bereits so groß, dass sie den mütterlichen Geburtskanal nicht mehr ohne Hilfe passieren können. Es braucht hierfür einen Tierarzt, der einen Kaiserschnitt vornimmt.

Doch auch andere Tierarten sind von der Qualzucht betroffen. Die Schweinefleischproduktion setzt heute vor allem auf die Schweinerasse Piétrain. Hier liegt der Schwerpunkt der Zucht seit Jahrzehnten ebenfalls auf schnellem Muskelwachstum, um mehr Fleisch verkaufen zu können. Innerhalb weniger Monate legen die Schweine deutlich an Gewicht zu. Gleichermaßen sind jedoch die Knochen und die Gelenke der Rasse nicht auf eine so schnelle Gewichtzunahme ausgelegt, sodass viele der Tiere sich bereits mit wenigen Wochen kaum noch frei bewegen können und einige bereits vor der Schlachtung qualvoll verenden.

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